Nominierte Künstler*innen

Mojé Assefjah (*1970, Teheran, Iran, lebt und arbeitet in München)

›Für mich ist jedes Bild eine Szene, ein Ausblick. Wie durch ein Fenster eröffnen sich Landschaften, die das Auge ahnungsvoll ertastet, es sind Traumlandschaften zwischen Abstraktion und Figuration. Freie Gesten schreiben sich als breite Farbbänder in die Leinwand ein. Ihre Gewandtheit und Schwung ruft Assoziationen an die Pinselführung persischer Kalligraphie hervor. Ich setze Eitempera ein, um die klaren Konturen zu präzisieren und die Stofflichkeit ihrer Gebilde zu akzentuieren. Mein Interesse an europäischer, insbesondere italienischer Renaissancemalerei ist in technischer wie theoretischer Hinsicht von der mystischen Schönheit der Bild- und Schrifttraditionen des antiken Persiens durchdrungen.‹

›Each painting is to me a vision, a scene, a view. My interest for the Italian Renaissance, be it technical and theoretical, is infused with the mystical beauty of the visual productions of Ancient Persia. The free gesture inscribes itself through wide ribbons that vary between dark and light colours. The flexibility of the movements and the strokes calls to mind Persian calligraphy. The spectator might sometimes see vegetal, floral, plant forms, which are quite visible in bold floral pattern of early carpet design and other times might see baroque drapery. The spaces are built by the dialectic between opacity and transparency, closeness and distance, putting layers over layers to construct the depth. I would like to tell stories of dreamed landscapes between abstraction and figuration.‹

Bradley Davies (*1990, London, Vereinigtes Königreich, lebt und arbeitet in Köln)

›Meine Arbeiten setzen sich mit sozialen Ordnungen und gesellschaftlichen Mechanismen auseinander. Mich interessieren Rituale, an denen wir festhalten, Rollen, die wir für den Schauplatz Gesellschaft perfektionieren. Geschichten, die wir erzählen, Spiele und Musik, die wir spielen, lese ich mit Liebe zur Poesie als Geflecht aus absurder Komödie oder Satire. Für mich ist Maskerade ein Mittel, sich diesen Phä­nomenen zu nähern. Meine Ausstellungen entstehen als Reaktion auf die Ausstellungsorte. Sie bilden ein offenes Setting für häufig übersehene Aspekte. Ich möchte, dass Menschen Spaß daran haben, in mei­ner Arbeit etwas für sich sowie einen gewissen Sinn für Humor und Bescheidenheit zu entdecken.

›My work deals with social orders and social mechanisms. I am interested in rituals that we adhere to, roles that we perfect for the setting of society. Stories we tell, games and music we play, I read with a love of poetry as a mesh of absurd comedy or satire. For me, masquerade is a means of approaching these phenomena. My exhibitions are created in response to the exhibition venues. They form an open setting for aspects that are often overlooked. I want people to enjoy discovering something for themselves in my work as well as a certain sense of humour and modesty.‹

Ada van Hoorebeke (*1982, Kortrijk, Belgien, lebt und arbeitet in Berlin)

›In den letzten dreizehn Jahren habe ich mich in die Malerei mit Wachs (Batik) vertieft und Möglichkeiten erprobt, meine eigenen Farben und Färbemittel aus natürlichen Materialien herzustellen. Meine Ausstellungen reflektieren den Herstellungsprozess und fungieren als Plattformen für Austausch und Zusammenarbeit. Dazu gehören neben den Werken auch die Werkzeuge. Durch Workshops, gemeinsame Textilfärbe-Sessions, Fotoshootings und Performances versuche ich, Betrachter*innen in die Produktionsprozesse miteinzubeziehen.Dies ermöglicht einen neuen Zugang zu künstlerischer Produktion und regt die Reflexion über Begriffe wie Handarbeit, Produktionsketten, ›weibliche› Arbeit und Denken an.‹

Over the last thirteen years, I have immersed myself into painting with wax (Batik) and researched ways to produce my own colours and dyes with natural waste materials. My installations reflect the process of making and function as platforms for exchange and collaboration. Besides the works, tools constitute a vital component. Through workshops, collaborative textile dyeing sessions, photo shoots and performances, I seek to involve viewers in the production processes. This allows a new approach to artistic production provoking a reflection on concepts such as manual labour, production chains, ›female‹ labour and thinking.

Veronika Hilger (*1981, Prien am Chiemsee, Deutschland, lebt und arbeitet in München)

›Meine Bilder und Skulpturen verschmelzen dinghafte Elemente mit tradierten Gesten malerischen Ausdrucks. Die meist monochrom glasierten Keramiken erweitern dabei in ihrer Dreidimensionalität die Bildsprache meiner Malerei. Die Herangehensweise ist in beiden Medien intuitiv und emotional, wobei die traditionsreichen Genres Landschaft, Stillleben und Porträt motivisch eine Orientierung geben. Etwas vasenähnliches, darunter eine comichafte Hand, eine gelb leuchtende gezackte Form, magisches Licht, Figürliches?… Wo Narrative hinter Zeichen, Gesten und Stereotypen zurückstehen, sind wir stärker auf unser Bildgedächtnis und unsere Erfahrungswelt zurückgeworfen. Intime Räume der Erinnerungen und Erwartungen können sich auftun.‹

My paintings and sculptures fuse figurative elements with gestures of painterly expression. The mostly monochrome glazed ceramics thereby expand the visual language of my paintings. The approach in both media is intuitive and emotional, whereby traditional genres of landscape, still life and portrait provide an orientation. Something akin to a vase, thereunder a cartoon-like hand, a yellow glowing ridged form, magical light, something representational?… Where narrative takes second place to signs, gestures, and stereotypes, we depend more overtly on our pictorial memory and experiences. Here, intimate spaces of memories and expectations emerge.‹

Anna Slobodnik (*1990, Moskau, Russland, lebt und arbeitet in Berlin)

›Ich beschäftige mich mit Mustern. Ich sammle sie, arbeite mit ihnen und untersuche mögliche Bruchstellen. Dabei interessieren mich neben den malerischen Möglichkeiten die Verschränkung der sog. ›Angewandten‹ mit den ›Freien Künsten‹ und die Rollen, die sie einnehmen können. Das Muster bzw. das Ornament verstehe ich dabei als Metapher einer Verdichtung, als Verweis auf die Rolle der Frau als Produzentin und als Manifestation einer kulturellen Identität. Als Künstlerin mit Migrationshintergrund verarbeite ich unterschiedliche Einflüsse. Mich interessiert, welche Bedeutung Muster als (Wieder–)Erkennungszeichen und identitätsstiftendes Moment haben und wie ich sie um–formieren kann.

In my artistic practice I am collecting patterns; I work with them and investigate the breaking points. ›Pattern‹ can mean different things: People’s behavioural patterns as well as the arrangement of elements on carpets, tapestries or tiles. In both cases we are dealing with a visual manifestation – abstract or concrete – of a cultural identity. In everyday life, pattern often remains unnoticed. Seldom do we question our own behavioural patterns or pay attention to the tapestries around us.‹